Unsere Kirchen > Die Heiligen der Wootzer Kapelle
Barbara …
gehört wie auch Katharina, Margarete und Cäcilia zu den Heiligen, die historisch schwer zu fassen sind.
Ihr wirkliches Leben ist von einer Fülle von Legenden und legendenartigen Berichten verschleiert, so dass man die wirkliche Person nur in Ansätzen in der Geschichte wahrnehmen kann.
Dabei versucht man die historische Wirklichkeit eines/r Heiligen durch den Vergleich der unterschiedlichen Legenden zu erfassen. Das, was alle Legenden und Berichte gleich benennen, wird als historisch wahrscheinlich angenommen. Bei Barbara ist es Folgendes:
Barbara war die außergewöhnlich schöne und intelligente Tochter eines einflussreichen Heiden, namens Dioskur. Sie lebte vermutlich in der Stadt Nikomedia – heute „Izmit“ in der Türkei - etwa Ende des 3. Jhr.
Weil sie so schön war, verwahrte der Vater Barbara aus lauter Eifersucht auf etwaige Verehrer in einem Turm. Sie sollte aber in ihrem Gefängnis alle Bequemlichkeiten haben und so baute er dort auch ein großes Bad ein. Dann ging er irgendwann auf Reisen.
Barbara hatte sich allerdings schon vorher innerlich Christus zugewandt, mutmaßlich durch Kontakte zu einem der großen Theologen des frühen Christentums Origines, der An-fang des 3. Jhr. lebte.
Als der Vater nun weg war, erwies sich das große Bad als die Gelegenheit, sich nun auch taufen zu lassen. Nach der Taufe lässt Barba-ra in den Turm ein drittes Fenster einbauen: als Zeichen und Symbol für die Hl. Dreieinigkeit: Gott, der Vater, Gott, der Sohn und Gott, der Heilige Geist.
Nachdem der Vater wieder zurück-gekehrt ist, erkennt er sofort die Symbolik der 3 Fenster. Wütend, dass Barbara nicht die traditionellen Götter anbetet, will er sie töten. Barbara gelingt die Flucht – natürlich mittels eines Wunders: ein Fels öffnet sich und gewährt ihr Durchgang (deswegen wird sie ja auch von den Bergarbeitern verehrt) und sie versteckt sich in der Wildnis. Ein Hirte verrät sie aber an ihren Vater, der sie dann wutentbrannt vor den Richter schleppt, der sie grausam strafen lässt. Im Gefängnis wird sie von Christus wunderbar gestärkt und sie findet dort auch eine Gefährtin ihres Leidens, Juliana von Nikomedien,
Der Vater will das junge Mädchen nun in ihrem Herzen treffen, um sie zur Aufgabe ihres Glaubens zu zwingen, er lässt sie entkleiden und auf dem Marktplatz öffentlich zur Schau stellen. Auf ihr Gebet hin, wird sie aber mit Wolken und Nebel bedeckt, so dass sie den Blicken der Leute entzogen wird. Andere Quellen berichten auch, dass ihr der röm. Statthalter, dem sie ausgeliefert wurde die Brüste abreißen lässt, dass er sie geißeln und mit Fackeln verbrennen lässt. Schließlich wird Barbara zum Tode verurteilt und von ihrem rachedurstigen Vater selbst enthauptet.
Als Zeitpunkt ihres Martyriums erwähnen die verschiedenen Fassungen der Legende, die ersten Jahre nach dem Jahrhundertwechsel etwa 306 -313. Als Todesort wird Heliopolis im heutigen Libanon oder auch Nikomedia, ihre Geburtsstadt erwähnt.
Die Verehrung Barbaras als Heilige hat sich dann schon bald durchgesetzt, aber erst im 7.Jhr. wurde sie schriftlich fixiert und in lateinischen, griechischen, syrischen und armenischen Fassungen festgehalten.
Welche Fragen stellen sich uns anhand dieser Geschichte? Vielleicht diese: Wie konsequent leben wir unser Christ-sein innerhalb unserer Familie? Nehmen wir es hin, dass wir Unverständnis, Spott, Belächelt-werden ernten? Stehen wir trotzdem zu unserem Glauben, wenn es unbequem wird, wenn uns auch Bekenntnis zu Christus abverlangt wird von Menschen der eigenen Familie, von Arbeitskollegen, Nachbarn, Freunden?
Wo ist unser Profil als Christen? Worin unterscheidet sich unser Leben vom Leben der Nichtchristen?
Die Unterscheidung des alltäglichen Lebens des Einzelnen vom Leben der anderen war ja das, was in der frühen Kirche Aufmerksamkeit für den neuen Glauben brachte. Nicht Konzepte, nicht Veranstaltungen, keine Werbung und keine Gemeindebriefe – sondern das Leben des Einzelnen. Der antike Schriftsteller Tertullian (150- 230) hielt einen markanten Satz fest, den die Heiden seinerzeit über die Christen sagten: „Seht wie sie einander lieben.“
Könnten die „Heiden“ von heute über uns dasselbe sagen?
Es gibt Heilige, an deren Gedenktag sich besondere Traditionen und Gebräuche erhalten haben, die oft auch von evangelischen Christen weitergeführt werden.
Einer dieser Bräuche ist das Schneiden des Barbarazweiges, eines Kirschzweiges, am 4. Dezember, dem Gedenktag der Hl. Barbara. Er soll zum Christfest blühen – das ist nicht nur Dekoration der adventlichen Stube, sondern erinnert an das „Reis Jesse“ – diese alte biblische Verheißung: „und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamme Isais“. Das Warten auf das Hervorgehen des Reises vom 4. bis 24. Dezember ist die eine Symbolik dieses Brauches. Die andere Symbolik: Auch unsere Herzen sollen in Liebe erblühen, wo uns Christus begegnet, schon bevor sein Tag, sein Kommen verkündigt wird.