Unsere Kirchen > Die Heiligen der Wootzer Kapelle
Dorothea von Cäsarea …
… umrahmt gemeinsam mit Margarete, Barbara und Katharina die Madonnenfigur in der Mitte des Wootzer Altars. Sie gehört mit den genannten Frauen zu den sogenannten „Virgines Capitales“ (heilige Jungfrauen).
In der Hand hält sie einen Rosenkranz und einen Korb mit Äpfeln.
Hinter dieser Darstellung verbirgt sich folgende Lebensgeschichte, die nur in Ansätzen historisch fassbar ist und wie viele andere Geschichten um Heilige legendäre Züge trägt.
Der historische Kern wird sich – wie auch bei manch anderen Heiligenbiografien – auf ihre Existenz und ihren Tod um des Glaubens an Jesus Christus Willen konzentrieren.
Dorothea wurde um 290 n. Chr. in Cäsarea in Kappadozien (heute in der Türkei liegend) geboren. Sie entstammte einer christlichen römischen Senatorenfamilie, die um des Glaubens Willen aus Rom nach Kappadozien geflohen waren. Zu dieser Zeit herrschte Kaiser Diokletian, unter dem schlimmste Christenverfolgungen stattgefunden haben.
Als sie einen Mann abwies, der um ihre Hand angehalten hatte, rächte dieser sich und verriet sie als Christin. Dorothea kam vor Gericht, wurde gefoltert, mit siedendem Öl übergossen, wurde 9 Tage und Nächte ohne Essen und Trinken in einen lichtlosen Kerker gesperrt, wurde an ein Folterpferd gehängt, gegeißelt, ihre Brüste wurde mit Fackeln verbrannt.
Doch jedes Mal heilten ihre Wunden über Nacht und sie trat am nächsten Tag ihren Peinigern gesünder und schöner als je zuvor entgegen. Als sie standhaft blieb, sollten die zwei vom christlichen Glauben abgefallenen Schwestern Christina und Callista sie vom Glauben abbringen. Aber es war Dorothea, die die beiden Schwestern wieder zum christlichen Glauben bekehrte. Die beiden Schwestern wurden daraufhin verbrannt und Dorothea führte man zum Richtplatz um sie zu köpfen.
Auf dem Richtplatz rief ihr der Schreiber Theophilus höhnisch zu (in anderen Quellen ist von einem Jugendlichen die Rede), sie solle ihm doch aus dem Paradies Rosen und Äpfel schicken. Dorothea betete und es erschien ihr ein Kind mit einem Korb voller Äpfel und Rosen. Nachdem sie ihn zu Theophilus geschickt hatte, wurde sie enthauptet.
Fassungslos, dass mitten im Winter ein Kind mit Äpfeln und Rosen vor ihm stand, ihm den Korb gab, vor seinen Augen entrückt wurde, bekannte sich Theophilus mit lauter Stimme zu Christus.
Ihn ereilte nun dasselbe Schicksal wie Dorothea: er wurde ergriffen, und nach einer letzten Frist, in der er sich taufen ließ, enthauptet und sein Körper wurde zerstückelt wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen.
Dorothea wird seit dem 14. Jahrhundert besonders in Italien, Ostdeutschland, Tschechien und England verehrt. Sie gilt als Patronin der Blumenhändler und –verkäufer, der Bierbrauer, der Bergleute, der Bräute und Neuvermählten.
Abgesehen von der Faszination, dass eine Heilige auch für das Gelingen eines vernünftigen Bieres zuständig ist, stellen uns die Legende und der in ihr verborgene historische Kern einer authentischen Christin, die für ihren Glauben starb, Fragen:
Was ist uns unser Glauben an Jesus Christus wert? Wie weit bleiben wir unserem Glauben treu – auch dann wenn uns nahe stehende Menschen vom Glauben abraten oder sogar abbringen wollen, ihn lächerlich machen? Wie authentisch erleben andere Menschen meinen Glauben?
Fragen, die an Aktualität nicht verloren haben.