Mödlich - Kirche-Lenzen-Lanz-Seedorf

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Unsere Kirchen

1375  in Motelik

Die Mödlicher Kirche ist ein spätgotischer einschiffiger, flachgedeckter Backsteinbau mit eingezogenem gerade geschlossenem Ortsschluss. Der Giebel ist pfeilerbekrönt über gekuppelten Blenden. Der hölzerne Westturm stammt aus dem Jahre 1659. Nach dem großen Hochwasser im Jahre 1888 wurde dieser 1893/94 instandgesetzt und weitere bauliche Veränderungen  durchgeführt. So erhielt die Kirche auch einen Altaraufsatz mit sieben englischen Alabasterreliefs aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Dieser ist der einzig noch erhaltene seiner Art in Deutschland und wurde in den Jahren 2012/13 restauriert.
Das frühere Grufthaus am Ostgiebel wurde nach dem Hochwasser 1913 abgetragen und durch den Grabstein von Amtmann Aernoult Gysels van Lier ersetzt.
Die Ausstattung der Kirche ist künstlerisch bedeutsam durch deren hölzernen mit Schnitzereien und Intarsienarbeiten versehenen Kanzel aus dem Jahre 1604, der oktogonalen Taufe aus dem Jahre 1602 und dem Gestühl mit geschnitzten Wangen von 1651, zum Teil auch aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.
Die Kirche wurde in den Jahren 1995-1998 grundlegend saniert.


"Die Kirche kann besichtigt werden auf Nachfrage bei Fam. Pawels unter 038792-502710."


Der zweite Blick gilt meistens der wunderschönen und kunstvoll gearbeiteten 8seitigen Taufe, die zwei Jahre jünger ist als die Kanzel. Der gesamte Holzaufbau ruht auf 4 Löwen, die ein Wappen
halten. Aufmerksamkeit verdient auch der ungewöhnlich schön gearbeitete Deckel in 3 Etagen, bei dem in der untersten Etage die Apostel präsentiert werden. Es lohnt sich, wie auch bei der Kanzel und dem noch zu beschreibenden Altar Zeit zu investieren, um sich in alle Ruhe die vielen Details anzuschauen.
Die mittelalterlichen Alabasterreliefs im Mödlicher Altaraufsatz
Die Freuden der Maria sind das Thema des mittelalterlichen Reliefzyklus.
Im einzelnen zeigen die Szenen die Verkündigung an Maria, die Anbetung des Kindes durch die Heiligen Drei Könige, die Auferstehung Christi, die Himmelfahrt Christi und die Krönung der Maria.
Die beiden Einzelfiguren stellen Johannes den Täufer (links) und Johannes den Evangelisten (rechts) dar. Bekrönt werden die einzelnen Reliefs durch die filigran gearbeitete Maßwerkarchitektur.
Die Darstellungen sind fein und kleinteilig, stellenweise sogar vollplastisch ausgebildet. Die Gliedmaßen sind zumeist schmal und überlängt, was den Darstellungen einen höfischen Charakter verleiht. Die sichtbare farbliche Gestaltung stammt von 1894, als auch der hölzerne Schrein mit dem Kruzifix aus Bronze.  Die Gesichter, die Gewandinnenseiten und die Landschaften sind bemalt, Gewandsäume, Kronen und andere Details sowie die Hintergründe sind bronziert. An den Gewändern und Händen ist das Alabastermaterial sichtbar. Ursprünglich - im Mittelalter - waren die Reliefs sogar noch zurückhaltender gefasst.
In den Gesichtern waren nur die Lippen, Augen und Augenbrauen farblich akzentuiert - ähnlich wie bei Elfenbeinfiguren aus dem 14. Jahrhundert.
Dafür war die Landschaft farbenfroher und mit Pflanzensprossen und Gänseblümchen gestaltet. Die ursprügliche Blattvergoldung ist an vielen Stellen unter der Bronzierung erhalten.
Der Blattfries oberhalb der Reliefs ist aus Holz und stammt aus dem mittelalterlichen Schrein, der in der Art eines Wandaltars gebaut war und zusammengeklappt werden konnte. Die beiden Johannesfiguren waren in jenem Schrein außen angeordnet.
Zahlreiche derartige Altäre wurden in England im gesamten 15. Jahrhundert hergestellt und auf das Festland, besonders nach Frankreich, aber auch nach Skandinavien, Deutschland und Spanien exportiert.
Mit der Reformation endete die Produktion und in den protestantischen Gegenden wurden wohl viele Altäre zerstört. Aber auch sonst verschwanden die meisten Alabasterreliefs aus den Kirchen und gaben Bildwerken neueren Zeitgeschmacks Raum.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts entdeckten Kunsthistoriker und Sammler die Reliefs wieder, weshalb heute in vielen Museen einzelne Beispiele dieses Kunstschaffens zu sehen sind.
Die Alabasterreliefs in der Mödlicher Kirche sind wohl schon seit dem ausgehenden Mittelalter Bestandteil des Altars.
Der sehr viel jüngere hölzerne Altarschrein ist mittlerweile selbst denkmalwürdig und bezeugt den Umgang mit mittelalterlicher Kunst im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Die aktuelle Restaurierung bewahrt den Schrein, die Reliefs und die Farbfassung auf den Reliefs im überkommenen Zustand. Die Oberflächen sind gereinigt, die Farbfassung gefestigt und abgebrochenen Teile wieder fixiert. Lediglich die schwarz-braun oxidierte Bronze ist mit Muschelgold überarbeitet und am Schrein sind einzelne Teile ergänzt.
Somit sind heute bei genauer Betrachtung viele Spuren zu erkennen, die im Laufe der Zeit entstanden sind. An einigen Stellen ist sogar noch die mittelalterliche Farbigkeit zu sehen. Der Betrachter kann die Geschichte des Altars mit den wunderbaren Alabasterreliefs erahnen.
Nach der Sanierung der Kirche und den Restaurierungen des Inventars in den letzten Jahren (Kanzel, Taufstein, Alabasteraltar, ein hölzernes Epitaph) ist gegenwärtig die Restaurierung der beiden historische Särge des im 17. Jhr. verstorbenen Amtmannes Gysel van Lier und seiner Tochter Clara im Gange.
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
1.Korinther 16,14
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