Die mittelalterlichen Alabasterreliefs im Mödlicher AltaraufsatzDie Freuden der Maria sind das Thema des mittelalterlichen Reliefzyklus.
Im einzelnen zeigen die Szenen die Verkündigung an Maria, die Anbetung des Kindes durch die Heiligen Drei Könige, die Auferstehung Christi, die Himmelfahrt Christi und die Krönung der Maria.
Die beiden Einzelfiguren stellen Johannes den Täufer (links) und Johannes den Evangelisten (rechts) dar. Bekrönt werden die einzelnen Reliefs durch die filigran gearbeitete Maßwerkarchitektur.
Die Darstellungen sind fein und kleinteilig, stellenweise sogar vollplastisch ausgebildet. Die Gliedmaßen sind zumeist schmal und überlängt, was den Darstellungen einen höfischen Charakter verleiht. Die sichtbare farbliche Gestaltung stammt von 1894, als auch der hölzerne Schrein mit dem Kruzifix aus Bronze. Die Gesichter, die Gewandinnenseiten und die Landschaften sind bemalt, Gewandsäume, Kronen und andere Details sowie die Hintergründe sind bronziert. An den Gewändern und Händen ist das Alabastermaterial sichtbar. Ursprünglich - im Mittelalter - waren die Reliefs sogar noch zurückhaltender gefasst.
In den Gesichtern waren nur die Lippen, Augen und Augenbrauen farblich akzentuiert - ähnlich wie bei Elfenbeinfiguren aus dem 14. Jahrhundert.
Dafür war die Landschaft farbenfroher und mit Pflanzensprossen und Gänseblümchen gestaltet. Die ursprügliche Blattvergoldung ist an vielen Stellen unter der Bronzierung erhalten.
Der Blattfries oberhalb der Reliefs ist aus Holz und stammt aus dem mittelalterlichen Schrein, der in der Art eines Wandaltars gebaut war und zusammengeklappt werden konnte. Die beiden Johannesfiguren waren in jenem Schrein außen angeordnet.
Zahlreiche derartige Altäre wurden in England im gesamten 15. Jahrhundert hergestellt und auf das Festland, besonders nach Frankreich, aber auch nach Skandinavien, Deutschland und Spanien exportiert.
Mit der Reformation endete die Produktion und in den protestantischen Gegenden wurden wohl viele Altäre zerstört. Aber auch sonst verschwanden die meisten Alabasterreliefs aus den Kirchen und gaben Bildwerken neueren Zeitgeschmacks Raum.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts entdeckten Kunsthistoriker und Sammler die Reliefs wieder, weshalb heute in vielen Museen einzelne Beispiele dieses Kunstschaffens zu sehen sind.
Die Alabasterreliefs in der Mödlicher Kirche sind wohl schon seit dem ausgehenden Mittelalter Bestandteil des Altars.
Der sehr viel jüngere hölzerne Altarschrein ist mittlerweile selbst denkmalwürdig und bezeugt den Umgang mit mittelalterlicher Kunst im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Die aktuelle Restaurierung bewahrt den Schrein, die Reliefs und die Farbfassung auf den Reliefs im überkommenen Zustand. Die Oberflächen sind gereinigt, die Farbfassung gefestigt und abgebrochenen Teile wieder fixiert. Lediglich die schwarz-braun oxidierte Bronze ist mit Muschelgold überarbeitet und am Schrein sind einzelne Teile ergänzt.
Somit sind heute bei genauer Betrachtung viele Spuren zu erkennen, die im Laufe der Zeit entstanden sind. An einigen Stellen ist sogar noch die mittelalterliche Farbigkeit zu sehen. Der Betrachter kann die Geschichte des Altars mit den wunderbaren Alabasterreliefs erahnen.