Orgel Lenzen - Kirche-Lenzen-Lanz-Seedorf

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Kirchenmusik

Festliche Orgelmusik spielt Rudolf Kelber (Kirchenmusikdirektor Hauptkirche St.Jacobi Hamburg)
auf der Gottlieb Scholtze-Orgel in  der St. Katharinen Kirche Lenzen.

Die CD kann im Gemeindebüro für 12,00 €  käuflich erworben werden.
Außerdem erhalten sie dort eine Broschüre über die Lenzener Orgel für 2,-€.

Auf einer weitern CD gibt es wunderbare Klänge von historischen Orgeln aus dem ev.Westprignitzer Kirchenkreis

mit  der Kantorin Oana Maria Bran. Ebenfals käuflich zu erwerben  für nur 10,00 €.  



Hörprobe (unterstützt duch Firefox)

Dietrich Buxtehude(1637-1707) Magnificat primi toni (BuxWV 203)

  
1627/28 Hans Scherer d. J.
1707/08 Arp Schnitger
1759 Gottlieb Scholtze

Restauriert 2007 durch Fa Orgelbau Reinhard Hüfken

Manual: C, D – c'''
Pedal: C, D - c'
I Manual
  1. Bordun 16'
  2. Principal 8'
  3. Rohrflöte 8'
  4. Octave 4'
  5. Quinte 3'
  6. Octave 2'
  7. Sifflöte 2'
  8. Cornett 3f.
  9. Scharf 4f.
  10. Cimbel 3f.
  11. Trompet 8'
Trimulant
II Manual
  1. Gedackt 8'
  2. Quintaden 8'
  3. Principal 4'
  4. Rohrflöte 4'
  5. Nassad 3'
  6. Octave 2'
  7. Quinte 1 ½'
  8. Flageolett 1'
  9. Mixtur 3f.
  10. Vox humana 8'
Schwebung
Pedal
22. Subbaß 16'
23. Octave 8'
24. Octave 4'
25. Mixtur 4f.
26. Posaune 16'
27. Trompete 8'
CalicantenGlock
Cuppel II/I rechts
Cuppel II/I links
Sonnenzug
Sperventiel Manuel
Sperventiel Oberwerck
Sperventiel Pedal
Die Besucher der Lenzener Kirche durften sich schon im 16. Jh an der Orgelmusik erfreuen. 1544 wird das erste Instrument erwähnt, 1600 das zweite. Nachdem diese Orgel dem schweren Stadtbrand am 18. September 1646 zum Opfer fiel, wurde 1663 eine dritte, größere Orgel errichtet. Die Windkanal-Spuren an der Brüstung der Orgelempore erzählen sehr deutlich von einer Orgel mit Rückpositiv. Nachdem 1703 die Stadt wieder in Flammen aufging, stürzte das Kirchengewölbe auf die Orgel und beschädigte besonders dieses Rückpositiv. Im Juli 1746 verstummten auch die übrig gebliebenen Pfeifen.
Durch gute Kontakte nach Hamburg erfuhr man, dass in der St. Georgskirche (heute im Bahnhofsviertel) die dortige Orgel wegen Erweiterungsarbeiten am Kirchenschiff zum Verkauf stand. Das geschichtsträchtige Instrument wurde 1747 auf der Elbe von Hamburg nach Lenzen transportiert und ohne Veränderungen von dem Orgelbauer Johann Dietrich Busch und 2 Gesellen in der Kirche aufgebaut. Es handelte sich um einen Instrument eines unbekannten Orgelbauers, das von zweien der wichtigsten Orgelbauer* Norddeutschland fortlaufend erweitert wurde: 1627/28 durch Hans Scherer den Jüngeren und 1707/1708 durch niemand anderen als Arp Schnitger. Eine prächtige Orgel mit 27 Registern, auf 2 Manuale und Pedal verteilt, erklang jetzt in der Lenzener Kirche und berichtete davon, dass der Zeitgeist und der musikalische Geschmack der großen Städte auch hier vor Ort wehten. Letztendlich war Lenzen schon seit dem Mittelalter durch blühenden Handel und gute Verkehrsverbindungen reich und weltgewandt geworden.**
Als 1751 der Kirchturm einstürzte und Teile des Kirchengewölbes und des Gestühls mit sich riss, wurde die Orgel wieder unter Schutt begraben. Dem damaligen Organisten Friedrich Christian Kegel ist es zu verdanken, dass große Teile des Instrumentes sorgsam ausgelagert wurden, so dass sie bei dem Neubau durch Gottlieb Scholtze im Jahr 1759 wiederverwendet werden konnten. Diese neue Orgel hatte 27 Register, verteilt auf Hauptwerk, Oberwerk und Pedal. Von den Vorgänger-Orgeln aus der Hamburger Zeit fanden etliche Orgelpfeifen (teilweise sogar ganze Register) und die vier großen Keilbälge (gebaut von Arp Schnitger) Wiederverwendung.
Der Neuruppiner Orgelbauer Gottlieb Scholtze, der vor fünf Jahren in der Stadtkirche in Havelberg eine Orgel baute, war Schüler Joachim Wagners und dadurch sozusagen „Enkelschüler“ Gottfried Silbermanns. Durch die vielfältige historische Substanz aus der Hamburger Scherer/Schnitger-Orgel treffen so in der Lenzener Orgel die Norddeutsche und die Mitteldeutsche Orgelbau-Tradition sozusagen "auf Adler-Flughöhe" aufeinander: die genannten Orgelbauer sind DIE prägendsten Meister ihrer Gegend und Zeit gewesen.
Gravierende Änderungen erlebte die Orgel in den Jahren 1883 und 1929, indem Register getauscht und dadurch das Klangkonzept dem damaligen modernen Geschmack angepasst wurden. 1917 wurden die Prospektpfeifen für Rüstungszwecke geliefert: 79 Kilogramm wogen sie.
Erst 2007 gelang es der Kirchengemeinde, die Orgel fachgerecht restaurieren zu lassen. Die Arbeiten wurden von der Orgelbaufirma Hüfken aus Halberstadt durchgeführt, mit Zuarbeit von der Orgelbaufirma Wegscheider aus Dresden.
Wenn wir uns heute die Orgel anschauen, sehen wir ein spätbarockes Prospekt. Die Verzierungen deuten schon auf das Rokoko und knüpfen an die Ornamentik der Kanzel an, die ebenso wie die Orgel im Jahr 1795 eingeweiht wurde. Auch wenn es vielleicht enttäuschend klingt, muss man sich aber vor Augen führen, dass die heutige Farbfassung erst 1929 aufgetragen wurde. Die Orgel war ursprünglich hellblau mit Marmorierungen.
Noch eindringlicher ist aber der Klang der Orgel. Sie wurde auf den Zustand von 1759 zurückgeführt und gibt - so weit es der jetzige Wissensstand ermöglicht - die Klangkonstellation einer spätbarocken Orgel mittlerer Größe wieder, mit sowohl nord- als auch mitteldeutschen Merkmalen. Jedes Werk ist ein geschlossener Klangkörper in sich: Hauptwerk, Oberwerk und Pedal. Es bestehen aber Korrespondenzen zwischen den Werken, und die große Kunst bestand darin, dass diese Korrespondenzen es ermöglichen, viele Register-Kombinationsmöglichkeiten zu verwenden. So ergeben sich mehrere Pleno-Farben, aber auch besonders viele, reizvolle solistische Registrierungen. Schon die einzelnen Register für sich sind aber inspirierend genug, so dass nichts verloren geht, wenn man ein passendes Stück zum Beispiel nur mit der Rohrflöte 4' spielt.
In ihrer Vielschichtigkeit strahlt die Lenzener Orgel ein lebendiges, frisches Klangbild aus. Es sind unterschiedliche, kontrastierende Farben, die eine unerschöpfliche Palette an Affekten transportieren können. Und die von einer Zeit berichten, in der die Orgel nicht nur ein Wunderwerk der Technik war, sondern viele mystische Symbole verkörperte.

(Oana Maria Bran)
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
1.Korinther 16,14
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