Gedanken zum Tag - Kirche-Lenzen-Lanz-Seedorf

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Herrnhuter Losung

des Tages

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GEDANKEN ZU LEBEN & GLAUBEN

Liebe Leser und Freunde unserer Gemeinden,
in Zeiten wie diesen, in denen man kaum noch über die Wege zum Frieden nachdenkt, sondern wie man den Krieg gewinnen kann, hört man gelegentlich das alte Wort „Helden“ und denkt dabei spontan an Soldaten an der Front, denen dieser Titel allerdings erst verliehen wird, wenn sie nichts mehr davon haben … weil sie tot sind.
Auch im Alten Testament hat das Wort „Held“ immer einen Kriegs- oder Kampfbezug. Mit einer Ausnahme und die hat eher einen humoristischen Weisheits-Anklang: „Sei kein Held beim Wein, denn schon viele hat er ins Verderben gestürzt.“ (Buch Sirach 31,25)
Ansonsten erinnert mich das Wort „Held“ vielleicht noch an die DDR-Zeit, in der von 1950 an bis in die letzten DDR-Tage 1989 hinein Orden verliehen wurden: „Held der Arbeit“.
Mich bewegt aber eher die Frage: Können wir das Wort „Held“ auch jenseits von Krieg, Stammtisch und Arbeit denken?
Wann ist ein Mensch ein Held? Was macht ihn zum Helden – mitten im Leben, an den Fronten des Lebens? Versuche ich eine Definition für „Held“ – dann vielleicht am ehesten so: „Ein Held ist ein Mensch, der seinen Glauben an Gott behält, auch wenn das Leben ihm übel mitspielt.“ oder „Ein Held ist ein Mensch, der seine Liebe behält, auch wenn ihm Feindschaft entgegenschlägt.“ oder „Ein Held ist ein Mensch, der außergewöhnliches für einen Menschentut, was andere nicht tun würden.“ oder auch „Ein Held ist ein Mensch, der seinen Glauben an Jesus behält, auch wenn er damit in seiner Familie und in seinem Freundeskreis allein dasteht.“
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr „Helden-Möglichkeiten“fallen mir ein. Und es ist tatsächlich so wie der deutsche Schriftsteller Wilhelm Raabe geschrieben hat: dieses Heldentum kommt „auf leisen Sohlen“ daher. Es grölt nicht auf Demonstrationen (egal wofür oder wogegen), es schwätzt sich nicht in Talkshows zu Tode und es präsentiert sich nicht eitel auf Youtube. Es hat die leise Art des Heiligen Geistes, die dem stillen Heldentum Mut und Gewissheit verleiht: da ist etwas, was von Gott kommt und keine Orden braucht.
Das wünsche ich Ihnen, als leise und stille Helden des Alltags, für diese Frühlings- und ersten Sommertage: Mut in sich selbst und im Glauben an Jesus zu ruhen – inmitten einer Welt, die immer lauter, unübersehbarer und kriegsfreudiger wird. Und mit diesem stillen, echten Heldentum kommen auch Schönheit des Lebens, wahres Glück und Frieden des Herzens, den Jesus schenkt. Damit und davon kann man leben.

Herzlich Ihr Pfarrer Wolfgang Nier
Gedanken zur Jahreslosung 2024

Lieber Paulus,
ein herausfordernder Satz, den du am Schluss deines Briefes an die Gemeinde in Korinth schreibst! Vor fast 2000 Jahren hast du auf deinen Missionsreisen weite Strecken zurückgelegt und bist an vielen Orten unterschiedlichsten Menschen begegnet. So auch in Korinth, wo du bei Aquila und Priscilla, einem juden-
christlichen Ehepaar, wohnen und als Zeltmacher arbeiten konntest. Als Apostel hast du dir einen großen Namen gemacht und zählst bestimmt zu den meistzitierten Theologen! Beim Verfassen deiner Briefe konntest du nicht ahnen, dass sie bis heute gelesen und in umfangreichen Lehrbüchern verhandelt werden. Ist es nicht umwerfend, dass mir deine Briefe in der Bibel als Wort Gottes begegnen? Wie hättest du sie wohl als Kind der heutigen Zeit geschrieben? Ob du den einen oder anderen Satz anders formuliert hättest, an dem sich bis heute die Geister scheiden?

Was ich an dir bewundere: du setzt dich leidenschaftlich für das ein, wovon du überzeugt bist. Du wurdest angefeindet und gesteinigt, warst oft in Lebensgefahr und wurdest ins Gefängnis geworfen. Nichts konnte dich von deinem Auftrag abhalten, Menschen zum Glauben an Jesus Christus einzuladen.
Über Briefe hieltest du Kontakt zu den jungen Gemeinden. Ich staune, dass in Korinth schon Konflikte schwelten, die unsere Kirchen und Gemeinden bis heute beschäftigen und zu Trennungen führen.
„Was sollen wir nun hierzu sagen?“ (Römer 4,1) – dieser Satz aus deiner Feder bringt es auf den Punkt, was dich in deinen Briefen umtrieb und uns bis heute immer wieder neu herausfordert, Stellung zu beziehen. Du wagst es, die Gemeinde in Korinth zu ermahnen und Dinge konkret anzusprechen.
Bei allem Bemühen entdeckst du als Kenner der Tora und als Verkündiger der bedingungslosen Gnade Gottes in Jesus Christus, dass ohne Liebe alles nichts ist und nichts nützt. In deinem „Hohelied der Liebe“ wirst du zum Poeten. Es ist einer der berührendsten Texte über die tiefen Dimensionen von Liebe, die das ganze Leben mit all seinen Bezügen umfasst. Die göttliche Liebe eben …
Deshalb am Ende deines Briefes:
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. 1.Korinther 16, 14
Wie deine ursprünglichen Adressaten mit dieser Herausforderung umgegangen sind, weiß ich nicht. Ich möchte mich ihr stellen und weiß jetzt schon, dass ein ganzes Leben dazu nicht reicht. Trotzdem wage ich es …
P.S. Lieber Paulus, am meisten bewundere ich deine Ehrlichkeit. Zeitlebens hast du darunter gelitten, wie weit „Ist doch klar“ und „Geht klar“ auseinanderliegen. Für mich gipfelt diese Einsicht in den beiden letzten Versen deines Hohelieds der Liebe: „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ (1. Korinther 13, 12 u. 13)
Danke, lieber Paulus. Du bist mir ein Stück ans Herz gewachsen, auch wenn ich mich wohl immer an einigen deiner Aussagen reiben werde …

Text: Renate Karnstein
Motiv: Stefanie Bahlinger

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
1.Korinther 16,14
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