Unsere Kirchen > Die Heiligen der Wootzer Kapelle
… einer der bekanntesten Frauen des Neuen Testamentes, die herhalten musste für die wildesten und abstrusesten Verschwörungstheorien einer sensationsgierigen Medienwelt. Wobei die Spekulationen, sie sei Jesu Geliebte oder gar heimliche Frau gewesen, gar nicht so neu sind, sondern immer wieder durch die Jahrhunderte geisterten – deswegen aber auch nicht wahrer werden.
Wer war diese Frau, die der Heiligenaltar von Wootz auf dem linken Flügel ganz oben links präsentiert?
Maria Magdalena gehörte zu einem Kreis von mehreren Frauen, die mit den 12 Jüngern Jesus auf seinen Wanderungen begleiteten. Sie scheint unter diesen Frauen eine besondere Stellung gehabt zu haben, da sie in den Listen von Frauen im Neuen Testament stets als erste genannt wird. Sie gehörte zu den Wenigen, die unter dem Kreuz Jesu standen (Matthäus 27, 55-56). Sie war dabei als Jesus vom Kreuz abgenommen wurde, gehörte zu den Frauen die Jesus am Morgen nach dem Sabbat Jesus einbalsamieren wollten und gehörte dann zu den Zeuginnen des leeren Grabes und der Botschaft: „ER ist auferstanden!“.
Ob Maria Magdalena (ihr „Nachname“ bezieht sich vermutlich auf den Ort ihrer Herkunft „Magdala“) nun aber auch die namenlose Sünderin war, die Jesus die Füße salbte oder ob sie gleichzusetzen ist mit Maria von Bethanien, die mit ihrer Schwester Martha und ihrem Bruder Lazarus eine beson-dere Beziehung zu Jesus pflegten, ist nicht zweifelsfrei nachgewiesen, wird aber schon in der theologischen Tradition seit dem 4.Jahrhundert diskutiert. Die Bibel beendet ihre Informationen über Maria Magdalena mit dem Hinweis, dass sie es war, die den Jüngern von der Auferstehung Jesu berichtete. Natürlich machte man sich später Gedanken: Was ist aus ihr geworden? Welche Rolle spielte sie bei der Ausbreitung der Botschaft von der Auferstehung Jesu?
Und hier setzen nun verschiedene Traditionen und Legenden an. Eine der markantesten Legenden, die Maria Magdalena mit der Maria von Bethan-ien gleichsetzt, berichtet, dass sie mit Martha, Lazarus und Maximin/Cedonius (der der Überlieferung nach, der von Jesus geheilte Blindgeborene gewesen soll, Joh. 9,1-38) von christenfeindlichen Juden in ein Schiff ohne Steuer auf dem Meer ausgesetzt wurden. Sie strandeten dann bei Marseille und warteten auf Einlass. Dort erschien sie dem schlafenden Königspaar im Traum und sie wurden dann eingelassen.
Danach sind sie dann in der Provence umhergezogen und haben das Evangelium verkündigt. Maximin oder Cedonius (die Überlieferungsgeschichten vermischen sich hier) sei später Bischof von Aix-en-Provence geworden.
Maria Magdalena habe sich dann als Einsiedlerin in eine Höhle zurückgezogen und dort über 30 Jahre in völliger Einsamkeit gelebt. Im späten Mittelalter hat man sie dann unbekleidet, aber mit einer wundersam gewachsenen Haarpracht dargestellt.
Möglicherweise stand hier dieses Motiv bei dem Gemälde in der Jageler Friedhofskapelle Pate.
Maria steht in ihrer Person für eine reumütige Sünderin (heute beziehen wir die reumütigen Sünder natürlich mit ein). In der Malerei des Mittelalters wird sie daher oft in dieser reumütigen und bußfertigen Haltung dargestellt, wie auf einer Kassettenmalerei des Ferbitzer evangelischen Beichtstuhls zu sehen ist.
Reue und Ehrlichkeit zur eigenen Schuld, dann auch Buße und Hinwendung zu Jesus Christus … gehören nachwievor zu den christlichen Tugenden und zum Weg in eine tiefe Gottesbeziehung.
Unserer heutigen Welt und unseren Kirchen täten diese alten christlichen Tugenden gut.