Unsere Kirchen > Die Heiligen der Wootzer Kapelle
Sebastian …
… gehört zu den Heiligen, die entsprechend heutiger Geschichtsforschung wenig historisches Material bieten. Die meisten Informationen über seine Person entnehmen wir frühen Aussagen früherer Kirchenväter (= die großen Theologen des späten Urchristentums).
Da er zur Zeit des Papstes Gaius (Amtszeit 283-296) unter Kaiser Diokletian (er herrschte 284–305) schon Hauptmann der Prätorianergarde war, ist anzunehmen dass er etwa um 288 gestorben ist.
Die hohe Stellung am kaiserlichen Hofe erlaubte ihm als gläubigen Christen eine heimliche Tätigkeit am Hofe, die lange Zeit unentdeckt blieb. So kümmerte er sich um die Christen in den Gefängnissen, ermutigte und stärkte sie (er soll der Legende nach ein fähiger Prediger gewesen sein); bekehrte Römer verschiedener sozialer Schichten, sorgte für die Bestattung der Märtyrer.
Als er auffliegt wird er selbst vor das kaiserliche Gericht gestellt und wegen seines christlichen Glaubens zum Tode verurteilt, an einen Baum gebunden und von numidischen Bogenschützen erschossen. Er wird am Hinrichtungsort liegengelassen, doch er ist noch nicht tot. Die Witwe eines anderen Märtyrers findet ihn und pflegt ihn wieder gesund. Nach seiner Gesundung tritt er dann dem Kaiser öffentlich entgegen und hält ihm die Grausamkeit und Sinnlosigkeit seiner Christenverfolgungen entgegen. Kaiser Diokletian lässt ihn daraufhin auf dem Palatin in Rom zu Tode peitschen (andere legendäre Quellen berichten vom Tod durch Keulen) und seinen Leichnam in den Abwasserkanal, der vom Palatin zum Tiber führt, werfen. Die Legende weiß dann zu berichten, dass Sebastian einer Christin im Traum erscheint und ihr sagt, wo sein Leichnam liegt. Diese Christin holt dann seinen Leichnam und bestattet ihn an der Via Appia, in den späteren Katakomben des Sebastian.
Die Verehrung des Sebastian beginnt schon sehr früh. Bereits im Jahr 354, etwa knapp 70 Jahre nach seinem Tod, ist sein Gedächtnistag Bestandteil des römischen Kalenders. Auf Grund dieser frühen Verehrung und die Erwähnung Sebastians in einer Predigt des Kirchenvaters Ambrosius über Psalm 118, kann man von einer gewissen historischen Wahrscheinlichkeit der Legenden ausgehen.
Im Blick auf das heutige Nachdenken über die Heiligen, auch für uns Evangelische als Vorbilder im Glauben, beeindruckt die Konsequenz mit der die frühen Christen ihren Glauben lebten und für ihn auch starben. Auch wenn im westeuropäischen Raum die Frage nach Verfolgung und Sterben für den Glauben nicht steht: weltweit gesehen gibt es auch heute noch viele Regionen, Länder und Erdteile, in denen Christen weiterhin verfolgt und auch getötet werden. Die Berichte über die Arbeit des Werkes „OPEN DOOR“ geben dabei ein erschreckendes Zeugnis.
Nachdenklich bleibt: was sind wir bereit für unseren Glauben einzusetzen? Wo mutet uns das Zeugnis unseres Glaubens Authenzität und Kompromisslosigkeit zu? Wo dürfen wir Offenheit in der Freiheit leben und wo ist Abgrenzung nötig? Fragen, die angesichts weltweit zunehmender Christenverfolgung (vor allem durch die Radikalisierung des Islams bedingt) uns in unserer Identität als Christen nicht unberührt lassen sollten.