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Paulus …
In der unteren Reihe im linken Flügel steht ganz links der Mann, der wie kein anderer – außer Jesus selbst – Gottes Weg mit den Menschen verstanden und in unsere Denkwelt
„übersetzt“ hat. Paulus … ein ehemaliger Anhänger der jüdischen Gruppe der Pharisäer und spätere bedeutendste Theologe der ersten Christenheit
… wer ist dieser Mann? Was berichtet die Bibel von ihm und was die spätere Tradition?
Paulus wurde etwa in den Jahren zwischen 7 und 10 n.Chr. in Tarsus (in der südlichen Türkei) geboren. Er war der Sohn von sehr reichen jüdischen Eltern, die das römische Bürgerrecht besaßen. Da er aber in einer griechisch- bürgerlichen Umwelt aufwuchs, beherrschte er die griechische Sprache perfekt, was später in der Zeit seiner Missionsreisen
von Vorteil war. Traditionsgemäß erlernte er zunächst den Beruf seines Vaters als Zeltteppichweber, ging dann aber nach Jerusalem, um dort bei dem angesehenen Lehrer Gamaliel das Studium der jüdischen Theologie fortzusetzen. Da er ein sehr fanatischer Verfechter der pharisäischen Theologie und sehr gesetzestreu war, waren ihm die Christen ein Dorn im Auge und er setzte alles daran, Christen zu verfolgen, zu verhaften und zu töten. In diesem Zusammenhang berichtet die Apostelgeschichte (Kap. 7) von der Steinigung des Stephanus, bei der Saulus (so hieß er zu diesem Zeitpunkt noch) die Kleider der Mörder bewachte. Dieses Ereignis faszinierte den jungen Saulus so sehr, dass er beschloss, alle Christen, die sich durch die Verfolgung in das ganze Land zerstreut hatten, ausfindig zu machen, sie gefesselt nach Jerusalem zu bringen und dort aburteilen zu lassen.
Doch auf einem dieser Wege – er zog nach Damaskus – offenbarte sich ihm Jesus in einer lichtvollen Erscheinung. Diese Begegnung krempelte Saulus um 180° um und nach einem 3jährigen äußerlichen und inneren Rückzug in Arabien, widmete sich Paulus – dessen Name sich als Zeichen seiner Bekehrung änderte – der Verkündigung der Botschaft von Jesus Christus. Daher auch das Buch (die Bibel) in der linken Hand der Wootzer Paulusdarstellung.
Die Apostelgeschichte, als auch viele der Briefe des Paulus und seiner Schüler sind ein großer Spiegel seiner nun beginnenden missionarischen (Reise)tätigkeit, die ihn über Israel hinausbrachte. Er missionierte in vielen Gebieten der heutigen Türkei, in Italien (Rom), in Mazedonien und in Griechenland, gründete neue Gemeinden, setzte sich aber auch mit Irrlehren auseinander und verteidigte gegenüber seinen jüdischen Mitaposteln in Jerusalem und Israel seine Mission unter den Heiden.
Vom Tod des Paulus gibt es unterschiedliche Nachrichten:
Nach der Apostelgeschichte ist Paulus als Gefangener nach Rom verschleppt worden. Weit verbreitet ging man immer davon aus, dass Paulus dann nach dem Brand von Rom (64
n.Chr.) – und hier weichen die Quellen voneinander ab – in den Jahren zwischen 65 und 67 n. Chr. enthauptet worden. Daher findet sich auf vielen Paulus-Darstellungen (so wie in Wootz) das Schwert als Kennzeichen.
Heute neigt man in der Paulus-Forschung stattdessen eher dazu anzunehmen, dass Paulus um 67 n. Chr. eines natürlichen Todes gestorben ist. Sein weitergehender Plan nach Spanien zu segeln und dort die frohe Botschaft zu verkündigen, scheint gescheitert zu sein. Entweder er kam nicht mehr dahin und starb unterwegs oder sein Wirken blieb erfolglos. Was für uns als Christen vom Wirken des Apostels Paulus bleibt ist die Botschaft vom Kreuz und von der rettenden Gnade Gottes durch Jesus Christus (vor allem entfaltet im Römerbrief und im 1. Korintherbrief): Wer an Jesus Christus glaubt, ist vor Gott heil, gerettet. Über ihm steht nicht mehr der endgültige Urteilsspruch Gottes, den jeder Mensch für sein Leben, für seine Schuld erhält. Die Gnade Gottes kann man sich nicht durch „gute Leistungen und Werke“ erkaufen, sondern durch den Glauben an seinen Sohn Jesus Christus.