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Thomas …
… genannt der „Zwilling“ (lesen Sie Joh. 20,19-24 nach), ist uns als einer der 12 Jünger Jesu bekannt. Besonders hervorgehoben wird seine Rolle im Johannes-Evangelium.
Er wird als der Zweifler, der Nachdenkliche und Nachfragende beschrieben, obwohl er in Joh. 11,16 im Blick auf den Leidensweg Jesu seine Mitjünger auffordert, mit Jesus zu gehen und mit ihm zu sterben.
Bekannt ist die besondere Begegnung von Jesus, dem Auferstandenen mit Thomas, in deren Verlauf Jesus dem zweifelnden Thomas sagt: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“
Die nach Petrus und Johannes bedeutsame Rolle des Thomas führte in der späteren christlichen Zeit zur Entstehung der syrischen „Tomas-Akten“, die zum großen Teil legendäre und bildhafte Züge tragen.
Die „Tomasakten“ versuchen den Weg des Jüngers und Heiligen nach Indien zu begründen, in dem sie erzählen, dass Christus dem Thomas in Cäsarea erschienen ist und ihn zu dem indischen König Gundaphar sandte. (Die Existenz dieses Königs wurde durch Münzfunde in Nordindien durch die moderne Forschung nachgewiesen.)
Dieser König suchte für einen geplanten Palast einen Baumeister und ein indischer Gesandter des Königs sah in Thomas diesen geeigneten Baumeister. Daher wird Thomas immer mit dem Winkelmaß dargestellt.
Er legte nun dem König einen Entwurf für den Palast vor, dieser war begeistert und gab Thomas Gold für die Errichtung dieses Palastes und ging dann auf Reisen. Als er zurückkam war kein Palast gebaut, denn Thomas hatte das Gold unter die Armen des Landes verteilt, gepredigt und viele der Inder zum christlichen Glauben bekehrt.
Der König ließ Thomas ins Gefängnis werfen. Da erschien dem König sein verstorbener Bruder leibhaftig und erklärte ihm, dass ihm Thomas einen viel schöneren Palast im Himmel gebaut habe. Daraufhin bekehrte sich auch König Gundaphar zum christlichen Glauben und ließ Thomas in Indien weiterreisen um zu missionieren.
Ein anderer König ließ ihn später gefangen setzen, foltern und wollte ihn zum Niederknien vor einem Bild eines Sonnengottes zwingen. Thomas weigerte sich, sprach den im Standbild verborgenen Teufel an und das Bronzewerk schmolz wie Wachs. Voller Wut ging ein Opferpriester dieses Sonnengottes auf Thomas los und durchbohrte ihn mit einem Schwert.
In Indien beziehen sich sieben christliche Kirchen auf dieses Missionswirken des Thomas zurück. Die Christen dieser Kirchen bezeichnen sich auch heute noch als „Thomaschristen“ – im Bundesstaat Madras wird ein Grab des Thomas gezeigt, an dem Ort, an dem er das Martyrium erlitten haben soll.
Es gibt über Thomas eine ganze Reihe von Legenden und Nachrichten aus der frühchristlichen Literatur: so soll Thomas auf seinen Reisen die Hl. 3 Könige getroffen haben, sie getauft und sie zu Bischöfen ernannt haben.
Wie auch immer Legende und Wirklichkeit in der Person des Jüngers Thomas zueinanderstehen: Thomas zeigt auf jeden Fall in seiner Präsentation durch die Evangelien: Glauben und Zweifel schließen sich nicht aus. Auch Menschen, die in einer intensiven Beziehung zu Jesus stehen, die ihm voller Ernst nachfolgen wollen, erleben Phasen des Zweifels, der Fragen und der Suche nach der Wahrheit.
Wenn am Ende dieses Suchens und Fragens das „Ja zu Jesus“ steht, so wie bei Thomas, dann hat dieser ganze andere Weg in die Nachfolge doch auch seinen eigenen Wert.