Geografisch abseits vom Pfarrsprengel liegt die kleine Kirchengemeinde Bochin mit den zu ihr gehörenden noch kleineren Dörfern Nausdorf, Görnitz und Zuggelrade. Mit gerade mal 48 Gemeindemitgliedern in diesen 4 Dörfern besitzt sie aber eine Kirche mit einer durchaus interessanten Architektur und Geschichte: Nachdem eine alte Kirche wegen Baufälligkeit und ruinösem Zustand abgerissen werden musste, wurde 1894 die neue Kirche „im Styl
friedericianischer Renaissanceformen“ (so eine alte Bauakte) neu gebaut. Aus der alten Kirche wurde damals lediglich der Kanzelaltar (etwa um 1700) gerettet, der im Vorgängerbau frei gestanden hatte, nun aber an der Chormauer seinen Platz fand. Ansonsten ist das Innere der Bochiner Kirche recht schmucklos, lediglich die Gedenktafel links vom Altar fällt ins Auge. Sie ist ein Dokument für die frühere Zugehörigkeit der Kirchengemeinde zum Pfarrsprengel Wustrow, dessen letzter Pfarrer Rudolf Heinrich, gestorben 1919, handwerklich begabt, den Rahmen selbst geschnitzt hat.
Aber die 1894 gebaute Kirche war Anfang der 90ziger Jahre wieder in einem ruinösen Zustand. Ein „Tränenbrief“ aus dem Jahr 1992 von Pfarrer Johannes Reuschel aus Lenzen, der einen Gottesdienst am Ewigkeitssonntag in Bochin übernommen hatte, gerichtet an den Kreiskirchenrat des Kirchenkreises Perleberg-Wittenberge lässt erahnen, wie es in der Kirche aussah:
„Dieser Gottesdienst war der traurigste in den 13 Jahren, die ich nun im Kirchenkreis bin. Es war nicht die geringe Besucherzahl (4 Frauen), sondern der Zustand der Kirche. Es regnete massiv durch. Um und auf dem Altar stand das Wasser und während des Gottesdienstes tropfte es mir auf
den Talar. Das bereitstehende Abendmahlsgerät war durchnässt und mir blieb nichts anderes übrig, als es mit dem Taschentuch notdürftig zu reinigen.
Die Gemeinde hat kaum noch Hoffnung auf eine Besserung des jetzigen Zustandes … Bitte vergessen Sie diese Kirche und besonders die Gemeinde nicht!“
Zu gleicher Zeit wurde in einer alten Lehrerin, Annelene Siemoneit, der Wunsch wach, diese Kirche zu retten. Sie gründete mit anderen Bochinern
und ehemaligen Bochinern einen Förderverein und so konnte die Kirche nach einer sehr langen Sanierungszeit, von 1992 – 2005, für die Bochiner
als Ort der Anbetung, der Einkehr und des gemeinsamen Lebens gerettet werden. Optisch hatte sich die Kirche durch die Sanierung sehr geändert, die Bänke ohnehin vom Schwamm befallen, kamen nicht wieder in die Kirche hinein, ebenso musste die völlig devastierte Gebrüder-Dinse-Orgel demontiert und entsorgt werden (einige Pfeifen sind als Anschauungsmaterial in der Kirche verblieben) und auch die Gestaltung der Winterkirche wurde neu konzipiert.
Bochin ist auch heute eine immer kleiner werdende Gemeinde, deren Zukunft und Eigenständigkeit zur Disposition stehen. Doch Bochin hat im Gegensatz zu anderen größeren Gemeinden des Pfarrsprengels eine kleine stabile Kindergruppe, die sich regelmäßig in der Winterkirche trifft. 2006 durch Christina & Torsten Geisler und Ina Leumann ins Leben gerufen, existiert seit nunmehr 13 Jahren ein Kindertreff (Christenlehre), der später durch die Gemeindepädagogin Helga Bethmann, durch den engagierten Einsatz der „Christenlehre-Mütter“, durch den Gemeindepädagogen Karsten Herper und ab 2019 durch Pfarrer Kostropetsch fortgeführt wird.
Vielleicht erwächst ja aus diesen Kindern jemand, dem die Bochiner Kirche am Herzen liegt und diese Kirche mit Liebe für die Zukunft pflegt und erhält.