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DIE 10 GEBOTE
(1) Als elementar und selbstverständlich in ihrer Geltung empfinden Menschen die 10 Gebote als Grundlage ethischen Handelns. Allerdings: die Wertung der einzelnen 10 Gebote fiel bei einer Umfrage durch Forsa (lt. idea spektrum) äußerst unterschiedlich aus. Während 90% der Befragten das 5. Gebot „Du sollst nicht töten“ als sehr bedeutungsvoll einstuften, gaben nur 22% dem 1. Gebot „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine andere Götter haben neben mir.“ eine hohe Priorität. Obwohl die Bibel gerade diesem Gebot die höchste Priorität gibt, denn es ist das Fundament für alle anderen Gebote. Die Benediktinerpater Anselm Grün und Notker Wolf haben die Gebote unter die Lupe genommen und festgestellt, welch hohe Aktualität und Bedeutung die 10 Gebote auch für unser Leben heute haben. Folgend werden wir Sie erinnern wie die 10 Gebote, die sie vielleicht als Konfirmanden auswendig gelernt haben, ausgelegt sind:
1. Gebot: Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
Wenn Gott nicht die Mitte unseres Lebens ist, fallen tausend Götzen in den leer gebliebenen Gottesraum ein. Dann versklavt uns der Gedanke, ob andere Menschen mehr haben als wir, ob sie intelligenter sind, besser aussehen. Dann machen wir uns abhängig vom Götzen der Meinungsumfragen. Und wir definieren uns von der Beliebtheitsskala. Das ist kein Leben in Freiheit und Würde. Sicherheit kann genauso zu einem Götzen werden wie Leistung, Fortschritt, Macht, Lust. Die Mahnung, keine fremden Götter neben dem einzigen Gott zu haben, ist eine Einweisung in die Freiheit. Wenn ich Gott gehöre, dann bin ich frei von dem Zwang, bestimmten Gruppen zugehörig zu sein, die heute das Sagen haben. Das erste Gebot will daher unsere Freiheit schützen.
2. Gebot: Du sollst dir kein Bild von Gott machen. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
Gegenwärtig versuchen feministisch-genderistische kleine Randgruppierungen in der Kirche Gott zu feminisieren. So hört man gelegentlich in Gottesdiensten die Anrede „Göttin“ oder „Schöpferin“. Natürlich ist Gott biologisch weder männlich noch weiblich und doch verkünden wir jedes Jahr neu in den Weihnachtspredigten „Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden.“
Warum Gott nun im Mann Jesus Christus Mensch geworden ist und nicht in einer Frau oder einem anderen Wesen, ist SEINE Entscheidung gewesen, nicht unsere. Darüber darf man natürlich nachdenken und diskutieren, versuchen, vorsichtig denkbare Erklärungen für die Entscheidung Gottes zu finden, aber es ändert Gottes souveräne Entscheidung nicht.
Jesus, der menschgewordene Gott, hat Gott unmissverständlich mit „Vater“ angeredet und damit auch für Christen eine Vorlage geliefert, wie wir mit Gott zu denken, mit ihm zu reden haben – immer wissent-lich, dass wir damit keine biologischen Aussagen machen.
Wenn ich an Jesus denke, in den Evangelien seinen Weg verfolge, dann entdecke ich, wie sehr Jesus jenseits aller damaligen Rollenverständ-nisse handelte: berührte Tote, um sie ins Leben zurückzurufen; er wandte sich in besonderer Weise Kranken zu, rückte Kinder in die Mit-te der Aufmerksamkeit, gab Außenstehenden und Verfemten ihre Würde zurück – alles Handlungsweisen, die damals eher Frauen zugedacht waren.
Sein Handeln war somit auch eine Botschaft an die Männer: auch Männer dürfen und sollen Aufgaben des Herzens wahrnehmen.
Hätte Gott diese Botschaft an die Männer als menschgewordene Frau richten können? In damaliger Zeit?
Insofern bleibt Gott durch Jesus nur in männlichen Kategorien denkbar, trotz vieler, den Frauen zugeschrieben Charaktereigenschaften, die
schon im AT, besonders in den Psalmen, als liebevolle Wesensanteile Gottes anklingen.
Dieses Gebot schenkt uns daher die Freiheit, der Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus zu vertrauen, auch wenn um uns herum anti-göttliche Kräfte versuchen, den Namen und das Bild unseres Gottes zu deformieren und uns damit zum Götzendienst verführen wollen.
3. Gebot: Gedenke, dass Du den Feiertag heiligst.
Gott hat den Menschen eine Auszeit verordnet. Denn ihre Lebenszeit ist viel zu kostbar, um sie in der Dauerhetze der Multitasking-Existenz durchzubringen.
Die Stunde Gottesdienst am Sonntag wirkt wie Balsam und bedeutet: Schluss mit allen Problemen, mit allem, was du jetzt nicht lö-sen kannst. Das Bedrängende hat jetzt eine Auszeit. Und es verliert oft schon allein dadurch, dass man es vor Gott bringen kann, einen Teil des Schreckens.
Das Feiertagsgebot ist aber auch nicht einfach das Gebot, hier und dort eine Pause zu machen – so notwendig das auch ist. Es geht über die individuelle Freizeit hinaus, es meint die kollektive, die gemeinsame freie Auszeit für alle.
Aber die Zahl der Sonntage, an denen die Geschäfte öffnen können, hat überall im Lande zugenommen. Inzwischen kann, wer will, sonntags morgens Semmeln kaufen und spät abends Chips und Bier im Tankstellenshop. Doch es sind nicht nur die Händler, die den freien Sonntag untergraben, sondern ebenso die Kunden, die sonntags einkaufen wollen. Denken wir aber auch an die Verkäuferinnen und Mitarbeiter, die damit Opfer dieser Geschäftstüchtigkeit werden?
Der Sonntag aber soll anders sein als die Wochentage, nämlich Protest gegen die totale Ökonomisierung des Lebens.
Gott gab dieses Gebot, damit der Mensch Halt machen kann, damit Leib, Seele und Geist zur Ruhe kommen und Kraft schöpfen können.
4. Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren
Es ist das Gebot, die Familien als Orte des Lebens zu achten und zu stärken.
Es richtet sich an die Eltern, dass sie so leben, dass ihre Kinder sie auch achten und ehren können.
Es richtet sich an die erwachsenen Kinder, dass sie ihre Eltern nicht in seelischer Altersarmut leben lassen, dass sie sie in ihrer Schwäche achten und ihnen verzeihen, was sie als Eltern falsch gemacht haben.
Das vierte Gebot ist darüber hinaus ein Pro-est gegen den allgemeinen Jugendwahn: wer die Eltern ehrt, nimmt den Kult ums ewige Jungsein nicht so ernst.
Es fällt uns heute so schwer wie noch nie, alt zu werden. Jungsein an sich ist zu einem Wert geworden, gepusht von Medien und Werbung, der die Menschen unter Druck setzt.
Das vierte Gebot sagt, dass Jugend, Gesundheit und ewige Fitness nicht die höchsten Güter der Menschen sind.
Das höchste Gut ist die Menschenwürde, die Haltung der Seele – egal, wie gesund oder krank, wie jung oder wie alt jemand ist.
5. Gebot: Du sollst nicht töten
Wenn wir das fünfte Gebot im Sinne Jesu für unsere Zeit auslegen, dann bezieht es sich in erster Linie auf den Schutz des Lebens und auf die Wahrung der Würde jedes einzelnen Menschen: Die Person wird ernst genommen. Keiner hat ein Recht sie zu verletzen, sie von der Gemeinschaft mit den Menschen und mit Gott auszuschließen. Keiner hat das Recht, die Person eines anderen mit physischer und psychischer Gewalt zu schädigen. Das Gebot will die Würde des Menschen schützen. Das heißt dann aber auch, dass wir kein Recht haben, einen anderen Menschen zu töten, außer wir würden in äußerster Notwehr handeln. Wir haben kein Recht, einen Krieg anzufangen, um uns zu bereichern oder um unsere wirtschaftlichen und geografischen Interessen zu wahren. Und wir haben kein Recht ungeborenes Leben, das sich selbst nicht schützen kann, zu töten.
Das fünfte Gebot will mich dafür sensibel machen, wo ich Gewalt gegen andere ausübe, ob physische, psychische oder auch rhetorische Gewalt, wo ich anderen keine Chance lasse, sich in ihrer einzigartigen Person zu entfalten. Dieses Gebot erinnert uns in heutiger Zeit auch daran, dass jeder Mensch die Würde und die Achtung auch in den sozialen Medien wie Facebook, Twitter, Instagramm o.ä. verdient. Sich z.B. an einem „shitstorm“ zu beteiligen, widerspricht dem Gebot die Würde eines jeden Menschen zu schützen. Weil ich leben möchte, lasse ich auch den anderen leben. Ich achte ihn in seiner Würde und ich verzichte darauf, ihn zu bewerten.
6.Gebot: Du sollst nicht ehebrechen
Fast alle Menschen sehnen sich nach der großen Liebe zu dem einen, besonderen Menschen, nach Treue und Verlässlichkeit. Daran hat auch die sexuelle Revolution der 60er und 70er Jahre nichts geändert, daran haben auch die neuen Formen von Partnerschaft, wie polyamore Beziehungen und ähnliche destruktive Beziehungsformen der heutigen Zeit nichts geändert.
Und obwohl die Sehnsucht nach dem Traummann oder der Traumfrau sehr groß ist, werden 40 Prozent der Ehen in Deutschland wieder geschieden.
Der Preis, den die betroffenen Kinder zahlen, ist hoch. Langzeitstudien zeigen, dass auch Kinder aus konfliktarmen Trennungen und mit anhaltenden Kontakt zu beiden Elternteilen ein Leben lang an der Wunde leiden, die sie durch die Trennung der Eltern erlitten haben. Sie sind misstrauisch gegenüber Bindungen und als Erwachsene in ihren Beziehungen häufiger unzufrieden als Menschen, die in intakten Familien groß geworden sind.
Es wird beobachtet, dass sich Scheidungshäufigkeit „vererbt“. Hinzu kommen die materiellen Folgen und eine deutlich schwierigere Alltags-gestaltung für die Alleinerziehenden.
Deshalb ist es wichtig und richtig, dass die Kirchen immer wieder betonen, welchen Wert Ehe und Familie haben.
Es hilft aber nichts, kulturpessimistisch die hohen Scheidungsraten zu beklagen, wenn die Kirchen nur als verurteilende Institutionen angese-hen werden und nicht als jene, an die man sich wendet, damit die Beziehung stark und gesund bleibt, damit sie Krisen übersteht und damit Partner und Kinder auch nach einer Trennung ein menschenwürdiges Leben führen können.
Gott möchte, dass Menschen in heilen und geheilten Beziehungen leben (um ihrer selbst willen) und dass Kinder im Raum einer liebevollen und gegenseitig achtungsvollen Ehe aufwachsen dürfen.
7. Gebot: Du sollst nicht stehlen
Das siebte Gebot lehrt die Anspruchslosigkeit, die Freiheit von Geld und Besitz. Ich kann von dem leben, was ich habe, mehr benötige ich nicht: ein solches Denken macht einen Menschen frei.
Der Anspruchslose lässt sich nicht vom Besitz verblenden. Doch leider ist die Verblendung eine weit verbreitete Folge der Habsucht: Der Süchtige wird blind für die Not und das Leid der anderen, blind für die Grenzen zwischen legalem Gewinn und illegalem Betrug. Die Verblendung geht durch alle sozialen Schichten . Es wird ein Druck aufgebaut, der die unfrei macht, die mithalten müssen , und die zerstört, die nicht mithalten können. Wer anspruchslos sein kann, entkommt diesem zerstörerischen Druck.